Die meisten Internet User kennen das: Bevor sie durch Augenschließen den Tag beenden, werfen sie noch schnell einen Blick in den Facebook oder Instagram Account oder lesen die digitale Zeitung von morgen. Wurden sie eben noch von Müdigkeit übermannt, sind sie plötzlich wieder hellwach. Denn blaues Licht von PC, Smartphone und Co. hält Sie nicht nur vom Schlafen ab, sondern soll nach Aussage von diversen Studien sogar dauerhaft schädlich für die Netzhaut sein. Ob das wirklich stimmt, erklären Ihnen in unserem aktuellen Blogbeitrag.

Warum leuchtet blaues Licht auf dem Display?

Damit die Displays eine möglichst helle Ausstrahlung haben, werden diese von den Herstellern meistens auf eine kühlere Darstellung abgestimmt. Egal, welche Display-Technik die Smartphone-, Tablet- oder PC-Produzenten verwenden, der Blaulichtanteil kann nicht gänzlich vernachlässigt werden. Denn OLEDs und LCDs erzeugen Weiß sowie alle Farbtöne durch die Mischung der Grundfarben rot, blau und grün. Ohne blaues Licht würde das Display sehr stark gelb-, grün- oder rotstichig leuchten. Bei Smartphones und Tablets steht im Gegensatz zu Fernsehern oder Desktopmonitoren die Farbtreue nicht so im Fokus. Handys sollen nämlich möglichst farbstark daherkommen und eine helle Ausstrahlung besitzen. Der Blaufilter Handy kommt deshalb vor allem bei Smartphone Displays zum Einsatz, weil ein warmes gelbliches Weiß nicht so hell wirkt wie ein kühles bläuliches Weiß.

Stört blaues Licht beim Einschlafen?

Die wissenschaftlichen Meinungen gehen darüber auseinander, ob blaues Licht sich auf den Schlafmodus auswirkt oder nicht. Experten haben in unterschiedlichen Studien nachgewiesen, dass Bildschirme das Einschlafen negativ beeinflussen. Der Zusammenhang soll darin bestehen, dass die Zirbeldrüse in unserem Gehirn während des gesamten Tages geringe Mengen des Schlafhormons Melatonin produziert. Bei Dunkelheit hingegen steigt die Produktion des Hormons, was bei Menschen eben die Müdigkeit verursacht.

Haben Sie einen festen Schlafrhythmus, startet Ihre Produktion von Melatonin sogar schon zwei Stunden vor dem Beginn Ihrer herkömmlichen Schlafphase. Gerät nun sichtbares Licht mit einer Wellenlänge von 180 bis 600 Nanometer in Ihren Blick, wirkt sich das auf den Melatoninhaushalt negativ aus. Denn die Produktion des Schlafhormons wird vermindert, weshalb sich der sogenannte zirkadiane Rhythmus (durch hormonelle Einflüsse schwankend) verschiebt und sie später bzw. schlechter einschlafen.

Kein Effekt auf die Melatoninproduktion hat nach Untersuchungen der Experten rotes Licht, den größten Einfluss hat kurzwelliges blaues Licht mit rund 450 Nanometer. Auch tageslichtweiße LEDs mit 6.000 Kelvin verfügen über einen hohen Blauanteil und hemmen somit die Produktion des Melatonins weitaus umfangreicher als eine warmweiße Lampe mit 3.000 Kelvin.

Blaues Licht bei Smartphone und Co.: Welche Auswirkungen hat es?Tipps zur abendlichen Nutzung von Mobilgeräten

Wissenschaftler empfehlen, dass Sie spätestens zwei Stunden vor Ihrem geplanten Schlaf keine beleuchteten Displays mehr verwenden sollten, damit sich die Ausschüttung des Melatonins nicht reduziert. Sie können aber auch den Blaulichtanteil Ihres Mobilgerätes reduzieren, wenn Sie auch abends einen Blick in die digitalen Nachrichten oder Ihren Facebook Newsfeed werfen möchten. Viele Hersteller von Laptops, Tablets oder Smartphones offerieren dafür einen Modus, damit der Anteil des blauen Lichts auf dem Display heruntergeschraubt werden kann.

Apple zum Beispiel bietet seit dem Modelljahr 2013 und iOS 9.3 den Night Shift Modus an. Dieser lässt sich per Timer einstellen und auf Knopfdruck bedienen. Mit seiner Version 7.0 folgte Android im Jahr 2016. In älteren Android-Versionen konnte der Blaufilter fürs Handy auch über die kostenlose App Night Mode Enabler verwendet werden. Offiziell ist der Blaufiltermodus seit Android 7.1 Teil des Betriebssystems.

Nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder lesen abends gerne mal ein Buch. Hier sind E-Books auf dem Vormarsch. Kürzlich erschien eine Studie, die in einem Schlaflabor durchgeführt worden ist und die die gesundheitlichen Konsequenzen des Lesens eines E-Book Readers mit LED-Display und eines herkömmlichen gedruckten Buches miteinander verglichen hat. Am Ende fanden die Wissenschaftler heraus, dass beim Lesen des elektronischen Buchs im Vergleich zum Druckerzeugnis die Produktion von Melatonin um gut die Hälfte verringert war. Deshalb empfehlen Experten gerade bei Kids und Jugendlichen elektronische Medien aus dem Kinderzimmer zu verbannen bzw. zum guten alten Buch aus Papier zu greifen.

Blaues Licht und Netzhautschäden

Es gibt nicht wenige Wissenschaftler, die behaupten, dass blaues Licht die Netzhaut schädigen kann. Zum Beispiel befragte „c’t das Magazin für Computertechnik“ Professor Dr. Olaf Strauß, Leiter der experimentellen Ophthalmologie an der Berliner Charité zu potentiell möglichen Netzhautschäden durch blaues Licht.

Professor Strauß: „Blaulicht ist ein Risikofaktor, der aus der Natur bekannt ist. Das Auge verfügt deshalb über einen Blaulichtschutz. Im Zentrum des schärfsten Sehens, in der Makula, mit der wir 90% des täglichen Sehens durchführen, wird der Blauanteil durch gelbe Farbstoffe herausgefiltert. Wird die Pupille verengt, geschieht dies hauptsächlich zur Anpassung an unterschiedliche Helligkeiten. Davon gibt es elf logarithmische Stufen. Durch die Verengung gerät weniger Blaulicht in das Auge. Hier muss auch die Gesamthelligkeit eines Raumes in Betracht gezogen werden. Wenn Sie also zum Beispiel auf einem kleinen Smartphone-Bildschirm schwarze Schrift auf hellem Grund lesen, wird die Pupille abends im Bett nicht so stark verengt wie in heller Umgebung am Tag. Deshalb fällt so auch mehr blaues Licht auf die Netzhaut.

Hierzu muss man wissen, dass die und 0,3 mm dünne Netzhaut aus einer inneren und äußeren Schicht zusammengesetzt ist. Das Blaulicht wirkt auf der äußeren Netzhautschicht kumulativ, dort liegen die lichtempfindlichen Zapfen- und Stäbchenzellen. Durch das energiereiche Licht werden chemische Reaktionen hervorgerufen, dabei entstehen zelltoxische Moleküle. Diese reichern sich über die Jahre in den äußeren Netzhautzellen an. Dieser Alterungsprozess wird durch zusätzliches blaues Licht aus LED-Lampen oder einem Mobilgerät wie Smartphone oder Tablet verstärkt. Dadurch sterben Zellen ab. Und gehen über einen längeren Zeitraum sehr viele Zellen verloren, steigt auch die Gefahr einer altersbedingten Makuladegeneration, was mit einer Verringerung der Sehfähigkeit einhergeht.“

Blaues Licht: Wie kann ich meine Augen schützen?

Möchten Sie Ihre Augen schützen, sollten Sie nicht über längere Zeit ohne Schutz in helle Lichtquellen schauen, die über einen starken Blauanteil verfügen. Beispielweise tragen Skifahrer Brillen mit gelbgetönten Gläsern und UV-Schutz. Mittlerweile können Sie auch Brillen mit Blaulicht reduzierender Beschichtung kaufen, zum Beispiel für die Arbeit am Monitor. Die Erhöhung des Kontrastsehens sowie die besser wahrgenommene Sehschärfe ist ein weiterer positiver Nebeneffekt der gelbgetönten Sehhilfen. Viele Hersteller offerieren zudem Displays mit reduziertem Anteil des Blaulichts. Oder Sie aktivieren den Blaufilter-Modus direkt in Ihrem Betriebssystem. Unter Windows 10 und auch am Mac können Sie den Nachtmodus mit ein paar Klicks manuell einrichten oder Sie aktivieren den automatischen Start zu vorgegebenen Zeiten.

Nutzen Sie dagegen an Ihren mobilen Geräten in einem dunklen Raum jene Bildeinstellungen, die zunächst gelbstichig wirken. Da die Netzhaut nicht über Schmerzfasern verfügt, erleiden Sie bei einer Netzhauterkrankung keine Schmerzen. Deshalb werden Sie eine kranke Netzhaut auch nicht durch Schmerzen bemerken.

Als Fazit können wir festhalten, dass es durch die relativ neue Thematik noch keine Langzeitstudien zur Blaulicht-Wirkung gibt. Dennoch steht der Verdacht im Raum, dass das hochenergetische blaue Licht Konzentrations- und Schlafstörungen sowie Augenerkrankungen hervorrufen kann.

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